Was muss das für ein aufregender Tag für die Familie Müller gewesen sein, als sie am 30. Dezember 1927 ihr Capitol eröffnet haben. Was muss das für ein beeindruckender Anblick für die 1.200 Premierenbesucher gewesen sein, als sie das Capitol zum ersten Mal betreten durften. Was muss das für ein Eindruck gewesen sein, den Friedrich Wilhelm Murnau Film „Sonnenaufgang – Lied von zwei Menschen“ hier im Capitol sehen zu können. Und was ist das heute, 90 Jahre danach, immer noch für ein toller Augenblick, Geburtstag feiern zu dürfen.
Meine sehr verehrten Geburtstagsgäste, liebe Capitolerinnen und Capitoler,
ich freue mich sehr darüber, sie alle hier im Capitol begrüßen zu dürfen.
Erlauben Sie mir bitte einige Persönlichkeiten besonders Willkommen heißen zu dürfen – und da es zu diesem besonderen Anlass auch besonders viele Gäste sind schlage ich vor, wir klatschen für alle zum Schluss der Begrüßung.
Ich freue mich sehr den Ersten Bürgermeister der Stadt Mannheim Christian Specht unter uns begrüßen zu dürfen. Er hat auch gleich Verstärkung mitgebracht, deshalb darf ich mit Dr. Birgit Reinemund, Dr. Adelheid Weiß, Prof Dr. Heidrun Kämper, Andrea Safferling, Nazan Kapan, Helen Heberer, Gerhard Fontagnier und Reinhold Götz zahlreiche meiner Kolleginnen und Kollegen aus dem Mannheimer Stadtrat begrüßen. Sie dokumentieren mit ihrer Anwesenheit den Stellenwert des Hauses für das kulturelle Leben in Mannheim, vielen Dank für diese Wertschätzung.
Ich freue mich sehr darüber die Gesellschafter Kollegen Rosi Landau, Horst Landau, Michael Haymann und Ralph Kühnl stellvertretend für die sieben privaten Gesellschafter der Capitol Betriebs GmbH begrüßen zu dürfen.
Der Capitol Freundeskreis wird von seinem Vorsitzenden Andreas Seufert und allen Vorstandskollegen und Beisitzer Ulrike Bühler, Gudrun Rüssel, Dagmar Gerlich, Michael Schreiber, Peter Jungwirt, Peter Roth, Lars Kahl und Frank Rief vertreten.
Wenn ich den Kuratoriumsvorsitzenden der Capitol Stiftung Stefan Kleiber begrüße, dann darf ich ihn auch gleichzeitig in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Rhein Neckar Nord und mit ihm seine beiden Vorstandskollegen Helmut Augustin und Ulrich Sonntag begrüßen.
Besonders freue ich mich über Radio Regenbogen und Palazzo Chef Gregor Spachmann und über unseren guten Freund und Comedy Autor Roland Junghans, die beide gemeinsam mit uns für den Mannheimer Comedy Cup verantwortlich sind.
Dieser wird im nächsten Jahr zum sechsten Mal die besten Comedians aus der Region und ganz Deutschland nach Mannheim holen.
Mit Majid Koshlesan begrüße ich den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Mannheim und mit Pfarrer Matthias Weber den Chef der Mannheimer Diakonie.
Ich freue mich über die Anwesenheit von Peter Seiler, der uns bei der CD 90 Jahre Capitol hervorragend beraten und unterstützt hat; ohne ihn wäre die Produktion nicht möglich gewesen.
Ich begrüße herzlich unsere Freunde, Sponsoren und Unterstützer Matthias Mantel von BB Promotion, Panajotis Neuert von Pflege im Quadrat, Siegfried Flade und Stefan Hilsenbeck von Management Office Rhein Neckar, Alice Schütz vom Best Western Hotel Mannheim City, Bernhard Schuster vom Capitol Magazin, unsere Catering Chefin Kornelia Preuß, Ralf Hempel von Erde 3, Andreas Lochbühler von Lochbühler Aufzüge, Andreas Lenz von der BKK Pfalz, Maximilian Hartmann von BLIM, Marcus Braunert von der ABB, Julia Kleiner von GOT Intermedia und Andreas Hilgenstock von Engelhorn.
Außerdem freue ich mich über Familie Saum und Familie Post, die als Spender das Kinder- und Erwachsenentheater unterstützen. Ich freue mich über Bloomaul Prof. Hans-Peter Schwöbel und Dieter Kolb, ehemals Heinrich-Vetter-Stiftung.
Weiterhin freue ich mich über die Anwesenheit von vielen Pressepartnern, stellvertretend möchte ich Marion Schatz von den Stadtteilzeitungen, Gerhard Mandel vom SWR Studio Mannheim Ludwigshafen, Peter Ragge vom Mannheimer Morgen, Markus Hoffmann vom Rhein Neckar Fernsehen sowie Peter Wiest von der RNZ herzlich begrüßen.
Und zum Schluss begrüße ich alle Freunde und Förderer aus nah und fern, die ich nicht begrüßt habe. Ihnen und Euch allen, ein herzliches Willkommen.
Heute genau vor 90 Jahren war ein großer Tag für Mannheim und für die Geschichte des Films. Mit dem Capitol wurde einer der größten Kinopaläste seiner Zeit eröffnet. Als die Filme das laufen lernten, hatte die Familie Müller in der Mittelstraße mit dem „Müllerle“ erste Erfahrungen als Kinobetreiber sammeln können. Das „Müllerle“ war dabei genauso wie es klingt: nämlich zu allererst ein kleines Kino mit überschaubarem Platzangebot. Deshalb gab es sehr schnell den Wunsch, die Magie des Films auf einer größeren Leinwand und in einem größeren Haus zu zeigen. Nach Plänen von Paul Darius wurde das Capitol im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ gebaut. Der Saal war geprägt von einer blauen Kuppel in deren Mitte eine helle Sonne strahlt, von einer Wüstenstadt und orientalischen Ornamenten, die im gesamten Saal verteilt zu finden waren. Das Imposanteste muss wohl aber die große Kinoorgel gewesen sein, mit deren Hilfe die Filme live begleitet wurden. Daneben gab es eine kleine Szenenfläche auf der schon von Beginn an die Stars dieser Zeit ihr Publikum auch live begeistert haben.
Den Krieg überstand das Haus unbeschadet, den ersten großen Niedergang des Kinos in den 70er Jahren jedoch nicht. Alt, unwirtschaftlich, nicht mehr attraktiv für die Verleihfirmen – das Capitol geriet in Vergessenheit. Dieter Spickert kaufte das Haus Ende der 70er Jahre und etablierte hier etwas, was er in den USA kennen gelernt hat: die Sneak Preview Night. Filme wurden vor ihrem offiziellen Start in Deutschland als Premiere gezeigt. Der Clou dabei: die Kinobesucher kauften eine Karte ohne zu wissen, welcher Film lief. Der Erfolg gab ihm Recht, das Haus war zu diesen Vorstellungen ausverkauft. Doch als auch das nicht mehr ausreichte, um das große Haus wirtschaftlich zu führen, begann die erste Ära der großen Livekonzerte. Fast zehn Jahre lang war das Capitol angesagter Live Musik Club und besonderer Kinopalast zu gleich. Anfang der 90er Jahre schloss das Haus dann endgültig seine Pforten und verfiel in einen Dornröschenschlaf.
Und dann beginnt eine neue Geschichte, eine neue Ära, ein neues Kapitel. Auf der Suche nach einem Spielort für die Musicalproduktion „Der kleine Horrorladen“ war das Capitol für Ralph Kühnl und mich ideale Bühne und idealer Veranstaltungsraum. Für uns war schnell klar: das Haus hat mehr Potential, mehr Möglichkeiten als hier nur ein paarmal Musical zu spielen. Mit einem Konzept in der Tasche und Mike Haymann sowie meinem Vater als weitere Mitstreiter wurden wir uns mit Besitzer Dieter Spickert einig.
Die Capitol Betriebs GmbH war geboren und damit eine Idee, dem Haus mit einer Mischung aus Konzerten, Comedy, Musical und gesellschaftlichen Veranstaltungen neues Leben einzuhauchen. Von Anfang an war das Kindertheater im Casablanca fester Bestandteil dieses Konzeptes. Und von Anfang an war klar, dass eigene Musiktheater- und Musicalproduktionen das besondere ausmachen sollte. Künstler treten in anderen Häusern auch auf, aber nur hier im Capitol gibt es ein eigenes Ensemble, eigene Musiker und mit Georg Veit und Corinne Kraußer ein eigenes erstes Kreativteam, mit dem ich als Produzent noch heute zusammenarbeiten darf.
Was heute als Erfolgsstory wirkt war in Wirklichkeit ein hartes Stück Arbeit. Mehr als nur einmal standen wir vor der Frage, ob wir das Capitol als Betreiber weiter führen können. Mehr als nur einmal mussten wir Dieter Spickert um die Stundung der Miete bitten. Selbst die IHK sah keine Möglichkeit, das Capitol so zu führen, wie wir es wollten und riet zur Schließung. Das war für uns nie eine Option – und letztlich wissen wir heute, wie Recht wir damit hatten.
Hartnäckigkeit und der Glaube daran, dass neben der hochsubventionierten Kultur noch Platz sein muss für das, was wir und viele Besucherinnen und Besucher als Kultur empfinden ließen uns nicht zweifeln, nicht verzagen sondern stetig an das glauben, was wir heute als Erfolgskonzept präsentieren können: ein unabhängiges und finanziell von der öffentlichen Hand nicht gefördertes Live- und Eventhaus mit mehr als 130.000 Besuchern und rund 400 Veranstaltungen im Jahr.
Es hat lange gedauert, bis uns klar wurde, wie das funktionieren kann. Der Schlüssel dazu liegt in der Aufteilung unserer Arbeit auf verschiedene Gesellschaften. So steht die Capitol Betriebs GmbH als Betreibergesellschaft für die Vermietung des Hauses und die Bewirtschaftung. Zum Teil 20 Jahre lang arbeiten wir mit vielen Veranstaltern in der Region und überregional zusammen, um immer wieder Konzert Highlights, aber auch Stars der Comedy Szene auf der Bühne zu präsentieren. Jahrzehntelange Freundschaft zu den Verantwortlichen von BB Promotion und insbesondere zu Matthias Mantel und dem leider viel zu früh verstorbenen Michael Brenner prägen eine wichtige Mannheim Connection, zu der auch Johann Wagner vom Mannheimer Rosengarten sowie Rolf Balschbach und Gregor Spachmann vom Palazzo gehören. Aber auch die Vernetzungen mit Semmel Concerts, S Promotion und vielen anderen Agenturen sorgt für ein attraktives Programm im Capitol das jährlich Tausende von Besucher in den Kuppelsaal führt.
Zweite Gesellschaft ist das Gemeinnützige Kinder- und Erwachsenentheater, das in seinem Namen genau das trägt, was wir erst spät erkannt haben, nämlich das Kindertheater und die Musiktheater- und Musicalproduktionen einen genauso hohen und wichtigen Stellenwert haben wie eine klassische Oper oder ein Schauspiel. Das sagen nicht wir, das ist nicht Selbstverständlich und bringt nicht per se Vorteile. Aber die Anerkennung durch die Öffentlichkeit, nämlich das unsere Produktionen genauso relevant und wichtig sind wie die des Nationaltheaters öffnet uns die Möglichkeit, mit Sponsoren und Förderern ins Gespräch zu kommen und sie von dem zu begeistern, was wir hier tun. Und es ist für uns eine große Hilfe, dass sich die Heinrich Vetter Stiftung und die Klaus Tschira Stiftung bereit erklärt haben, eine finanzielle Basis für unsere Arbeit zu legen. Damit haben wir die Möglichkeit, beispielsweise mit unseren Kindertheaterstücken die wir speziell entwickelt haben, um den Zusammenhalt von Kindern unterschiedlicher Herkunft zu fördern, etwas zurückzugeben und finanziell benachteiligte Kinder an Theater kostenfrei heranzuführen – eine Welt, die ihnen allzu oft verschlossen bleibt. Und gerade hier in der Neckarstadt ist das eine enorm wichtige Arbeit. Theater bewirkt hier etwas, direkt und unmittelbar, mit verhältnismäßig wenig Einsatz aber umso größeren Erfolg. Und weil sich genau das lohnt, wollen wir auch in den nächsten Jahren daran festhalten.
Komplettiert wird das Trio der Gesellschaften durch die Capitol Kulturstiftung. Mir war es wichtig, die Arbeit hier im Haus dauerhaft abzusichern, durch gesammeltes Geld Zinserträge zu nutzen, um das Kinder- und Erwachsenentheater damit abzusichern. Ich befürchte, auf diese Idee sind wir ein bisschen zu spät gekommen und auch unsere sehr guten Kontakte zur Sparkasse Rhein Neckar Nord haben nichts an den mageren Zinserträgen geändert. Der Kauf der Immobilie Capitol sowie des angrenzenden Wohngebäudes war dann aber die Möglichkeit, der Capitol Stiftung einen entsprechenden Ertrag auf Jahrzehnte zu sichern. Ganz ehrlich: ohne die enge Begleitung unseres Kuratoriumsvorsitzenden Stefan Kleiber und des Teams der Sparkasse hätten wir uns da nicht ran gewagt. Ihm ist es letztlich zu verdanken, dass wir uns als verhältnismäßig kleine Stiftung diese Investition zugetraut haben. Und nach nur einem Jahr können wir sagen: das war die richtige Entscheidung. Der Kauf des Capitol sichert unsere Arbeit, sichert das Live- und Eventhaus und damit die Zukunft des Kulturbetriebs.
Ein weiterer wichtiger Treiber im Capitol ist der Capitol Freundeskreis. Stolze 1.640 Mitglieder zählt der Verein. Die Mitgliedsbeiträge summieren sich auf rund 60.000 Euro im Jahr. Nicht nur die diese finanziellen Mittel sind eine wichtige Unterstützung für uns. Gerade auch die Bereitschaft, sich als Capitoler für das Haus zu engagieren, sich einzubringen und an der Entwicklung teilzuhaben ist für uns eine große Freude und Bereicherung. Deshalb möchte ich mich heute bedanken für diese großartige Unterstützung. Ohne die Hilfe unserer Capitoler würde für uns vieles schwerer und einiges nicht möglich sein.
So denken wir weiter darüber nach, wie wir das Haus zukunftsfähig und für Produktionen attraktiv halten können. Der Capitol Kauf war für uns deshalb gleichzeitig auch Startschuss für die größte Spendenkampagne, die das Haus bislang mitgemacht hat. Über 400.000 Euro sind für die Sanierung, Renovierung und technische Ertüchtigung zusammen gekommen. Ein für uns unglaublicher Betrag, der sich aus Großspenden, aber auch kleineren Beträgen zusammensetzt. Das Geld ist aus unserer Sicht gut angelegt, weil wir damit das tun können, was dem Haus gut tun wird. Nach einer rund zehnwöchigen Schließphase im nächsten Sommer soll das Capitol am 30. August 2018 wieder eröffnet werden. Und zwar in einer Gestaltung, wie sich das Haus vor 90 Jahren den Premierengästen gezeigt hat. Das ist unser Anspruch und damit schließt sich ein Kreis, der dazu führen soll, den alten Charme zu erhalten aber durch neue Technik das Capitol in die Zukunft zu führen.
Der Erfolg eines solchen Kulturträgers ist nicht das Ergebnis von nur einem. Das ist eine gemeinsame Leistung, eine Teamarbeit auf die ich sehr stolz bin. Deshalb möchte ich gerne die Gelegenheit nutzen, um mich bei den Abteilungsleitungen Yvonne Geiger, Kerstin Riehle und Thorsten Baumann für die vergangenen Jahre der gemeinsamen Arbeit zu bedanken. Ebenso dankbar bin ich für die Zusammenarbeit mit unseren Kreativen Corinne Kraußer, Marion La Marche´, Daniela Werner, Matthias Klöpsch und vor allen Dingen Georg Veit, dem wir zahlreiche bewegende, lustige und besondere Momente hier im Haus verdanken. Das ganze Team des Capitol, die Servicekräfte, die Kollegen der Technik von MAX, das Ensemble und die Capitol Band möchte ich sehr herzlich in diesen Dank einschließen. Wenn wir Kopf und Bauch des Hauses sind, dann seid ihr Herz und Seele. Ihr sorgt durch Eure Arbeit und Euer Engagement dafür, dass das Capitol auch weiterhin ein großartiger Ort für kulturelle Unterhaltung bleiben kann. Denn getreu unserem Motto spielt hier die Musik, im schönsten Veranstaltungssaal Mannheims.
Ich möchte schließen mit den Worten des Capitol Künstlers und großen Mannheimer Philosophen – Bülent Ceylan
Des Capitol des is des Beschde des wos gibt!
Happy Birthday altes Haus.
Thorsten Riehle
30.12.2017